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Leben oder Tod, was ist schöner?

Leben oder Tod, was ist schöner?

Leben oder Tod, was ist schöner? Diese provokante Frage drängt es mich zu stellen, nachdem ich den Artikel von Angela Fournes gelesen habe.

Sie ist eine der wenigen besonderen Bestatterinnen die wir in Deutschland haben und arbeitet in Berlin. Über weite Strecken fühle ich mich ihr wesensverwandt, weil ich mich wie sie, im Gegensatz zu den meisten Bestatterkollegen traue, den Tod anzuschauen und nicht nur die Toten. Ich spüre wie Angela Fournes ebenfalls so manches mal die Präsenz der Toten oder, genauso intensiv, ihre Abwesenheit. Obwohl ich bereits seit mehr als zwanzig Jahren Bestatterin bin, regen mich diese Empfindungen immer noch und immer wieder zu Überlegungen und Spekulationen über das Sterben, den Tod und das Jenseits an.

Leider gehöre ich nicht zu den glücklichen Menschen mit einem festen religiösen Glauben – an was auch immer. Ich lebe allerdings aus der Hoffnung heraus, der Hoffnung, daß alles nicht so schlimm ist, dass es gar schön werden kann dort im Jenseits. Aus dieser Hoffnung heraus und den oben geschilderten Wahrnehmungen in Gegenwart von Toten, hat sich ein kleines Fünkchen „Gewissheit“ herauskristallisiert, nämlich: für die Toten ist gesorgt. Denn sie haben „es“ schlicht hinter sich gebracht, was uns allen so drohend bevorsteht.

Da mich das Thema, wie unschwer zu erkennen ist, auch über das rein Berufliche hinaus interessiert, liegt es nahe, dass ich viel über das Sterben und Nahtoderlebnisse gelesen habe. Und ich stimme mit Angela Fournes vollkommen überein, dass der Tod schön sein kann. Er kann aber auch ziemlich schrecklich sein.

Nicht jeder Verstorbene ist ganz friedlich eingeschlafen, wie es den Hinterbliebenen schonenderweise immer wieder gesagt wird. Mancher kämpft, ob mit seiner Angst, mit Schmerzen oder der tiefen Unfähigkeit sich hinzugeben, loszulassen. Das angespannt verzerrte Gesicht meines eigenen Vaters, nachdem er gestorben war und niemand sein Sterben begleiten konnte, ist mir hierzu noch in bedrückender Erinnerung.

Es gibt viele Berichte über Nahtoderlebnisse, die wunderschön sind, Hoffnung machen und Trost spenden. Aber es gibt auch ebenfalls viele Berichte über beängstigende und bedrohlich wirkende Erlebnisse im Übergang zum Tode. Sehr gern werden diese nicht an erster Stelle genannt und gelegentlich ganz verschwiegen. Niemand weiß, wie sie zustande kommen und warum Menschen, denen der Tod zwei- oder mehrmals begegnet ist, mal von schönen und dann wieder von sehr schrecklichen Erlebnissen berichteten.

Tatsache ist und bleibt: Wissen werden wir es erst, wenn wir selbst dort sind. Und auch, wenn wir danach der großen leeren Stille gegenüberstehen, kann das Sterben tatsächlich noch schön sein, ja. Einfach, weil ein gutes langes Leben fertiggelebt werden konnte, oder weil ein schweres, schmerzvolles Leid zu Ende gegangen ist. Aber wir müssen den Schritt eben gemacht haben. Bis dahin bleibt alles Wunsch, Fiktion und Hoffnung.

Meine einzige Kritik an Angela Fournes Aussagen ist, dass sie mir persönlich das Unwägbare, das nicht wirklich zu Fassende, zu Wissende an diesem, nach der Geburt zweiten großen Mysteriums des Lebens als allzu sicher darstellt. So einer Haltung fehlt mir ein wenig die Demut.

Also lasst uns leben so viel wir können und lieben so viel wir können. Ob am Ende das große Alles oder das große Nichts kommt – wir werden es alle noch erfahren.

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